Die erste Rabbinerin im Judentum wurde in Offenbach ordiniert

Rabbinerin Regina Jonas
Berlin 1902 - Auschwitz 1944


Regina Jonas - klicken Sie das Photo an, um es in einem separaten Fenster zu vergrößern

"Regina Jonas entstammte keiner angesehenen Familie, sie blickte auch auf keine rabbinischen Vorfahren in ihrem Stammbaum zurück, die für ihren gewagten Entschluss, als erste Frau der Welt Rabbinerin zu werden, als eine Legitimation hätten dienen können. Ebenso hatte sie kein Familienvermögen im Hintergrund, das sie über ihre mit vielen Steinen besäte berufliche Laufbahn hinweg hätte absichern können".
(Elisa Klapheck)

Regina Jonas wurde am 3. August 1902 in Berlin geboren und verbrachte ihre Kindheit im "Scheunenviertel". Sie besuchte die Jüdische Mädchenschule und ab 1920 das öffentliche Oberlyzeum in Berlin-Weißensee. 1924 schrieb sie sich an der "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums" ein und finanzierte ihr Studium durch Hebräisch- und Religionsunterricht.

Von den 27 Studentinnen (unter 155 Studenten) der Hochschule wollten die meisten Religionslehrerinnen werden oder ihre eigenen Kenntnisse vertiefen. Nicht so Regina Jonas.

"Mit Leib und Seele identifizierte sich Jonas jedoch mit den Aufgaben des Rabbiners - als Prediger, Seelsorger, als Rechtsgelehrter, der religionsgesetzliche Entscheidungen treffen muss, und als Lehrer seiner Religion. Besonders beeindruckend waren ihre Redebegabung und ihre Fähigkeit, die eigene Begeisterung zumindest für den Moment an ihre Hörer weiterzugeben. Für ihre Übungspredigten an der Hochschule brauchte Jonas keine Aufzeichnungen, auch später sprach sie immer frei, selbst bei langen Vorträgen vermochte sie die Aufmerksamkeit ihres Publikums durchgehend zu halten".
(Elisa Klapheck)

Am 27. Dezember 1935 wurde Regina Jonas in Offenbach von Rabbiner Dr. Max Dienemann ordiniert, doch trotz ihrer Ordination verweigerte ihr die Jüdische Gemeinde Berlin die Anstellung als Rabbinerin.

So arbeitete sie vorwiegend in der religiösen Unterweisung und als Seelsorgerin. Ehemalige Schülerinnen schildern sie als "lustig" und "patent", ein wenig "skurril". Eine charismatische Persönlichkeit mit hoher Intelligenz, pädagogischen Geschick, oft den Blick nach innen gewandt.

Eine Auswanderung lehnte Regina Jonas ab. Sie blieb in Berlin und setzte ihre seelsorgerische Tätigkeit solange fort, bis auch sie zusammen mit ihrer Mutter - am 6. November 1942 mit dem 73. "Alterstransport" - nach Theresienstadt deportiert wurden. Auch unter allerschwersten Bedingungen, Erniedrigungen, Hunger und großen Ängsten predigte Regina Jonas und kümmerte sich um die Mithäftlinge. In einem der letzten Transporte am 12. Oktober 1944, die von Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau abgingen, befanden sich auch die Rabbinerin und ihre Mutter. Beide wurden noch im Oktober 1944 ermordet.

Anläßlich ihres 100. Geburtstags wurde am 13. August 2002 auf Anregung unserer Gesellschaft im Offenbacher Büsing-Park ein Weg nach Regina Jonas benannt.

[ zurück ]

© Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.