PUBLIKUMSSTIMMEN UND FOTOS


Literatur im O-Ton am 9. März 2014
im Büsing-Palais, Offenbach am Main.

MIGUEL HERZ-KESTRANEK LIEST AUS
"Die Frau von Pollak oder
wie mein Vater jÜdische Witze erzÄhlte"
und spricht mit
SANDRA KREISLER

 

PRESSEECHO


Offenbach-Post, 15. März 2014:

Humor aus versunkener Welt

Miguel Herz-Kestranek erzählt jüdische Witze und spricht mit Sandra Kreisler im Büsingpalais

Von Markus Terharn

OFFENBACH — Darf ein Deutscher über jüdische Witze lachen? Er wird gar nicht anders können, wenn diese so erzählt werden, wie es Miguel Herz-Kestranek im Büsingpalais tat. Damit hat die Max Dienemann/Salomon Formstecher-Gesellschaft viel Publikum glänzend unterhalten.

Bekanntes mit Vergessenem und Verkanntem verknüpfen — diesem Anspruch ist die Reihe „Offenbacher Lesungen“ erneut gerecht geworden. Vorsitzender Anton Jakob Weinberger hat nach Peter Simonischek, Luc Bondy und zweimal Hanns Zischler einen weiteren Charismatiker in den Jacques-Offenbach-Saal geholt. Herz-Kestranek zeigte, wieso er in seiner Österreichischen Heimat nicht nur zu den bekanntesten Bühnen- und Bildschirmgesichtern gehört, sondern auch als Autor erfolgreich ist, etwa mit „Die Frau von Pollak oder Wie mein Vater jüdische Witze erzählte“.

Seiner Einladung in „eine versunkene Welt“, die des europäischen Judentums, folgten die Zuhörer gern. Diese „ausgerottete Welt“ ist laut Herz-Kestranek am besten mit Witz zu erfassen. Wobei er deutlich machte: „Der jüdische Witz ist kein Witz. Witze haben Pointen. Der jüdische Witz hat Humor."

Den Unterschied dürfte am Ende jeder begriffen haben. Klug und verschmitzt, mit angenehmer Stimme und gestochen klarer Diktion, führte den Vortragende in typische Besonderheiten ein. Etwa die Gewohnheit, jede Frage mit einer Gegenfrage zu kontern. Den Hang zur Psychoanalyse. Die Weisheit des Rabbis. Und nicht zuletzt das Problem, wer überhaupt Jude ist. Die Mutter zählte, wie bei Herz-Kestranek selbst. Familiengeschichte(n) mit Anekdoten und die halbgebildete Frau von Pollak verbindend, regte der 65-Jährige zum Nachdenken an, die finstere NS-Zeit dabei nicht aussparend.

Eine andere Sicht, ein anderes Temperament brachte nach der Pause Sandra Kreisler ein. Die Schauspielerin arbeitete mit dem uneitlen Star Facetten heutigen jüdischen Lebens heraus. Einig waren beide sich darin: In Österreich sei der Umgang mit der Vergangenheit entspannter, in Deutschland anständiger. Was jedoch auch Nachteile habe: „Die Leute trauen sich nicht zu lachen….“

Davon konnte — siehe oben — an diesem Abend keine Rede sein. Wenn auch mancher Funke ein wenig länger glomm: Sie zündeten alle!

Fesselnder Leser: Schauspieler Zischler Foto: bg

Der Autor und Schauspieler Miguel Herz-Kestranek
im angeregten Gespräch mit Sandra Kreisler
Foto: Brigitte Pfeiffer

 

PUBLIKUMSSTIMMEN


Walter Buckpesch, ehemaliger Offenbacher Oberbürgermeister:

„Gemeinsam mit meiner Frau habe ich eine wunderbare Lesung erlebt. Anregend, kurzweilig, amüsant − und während man noch lachte, war man schon am Nachdenken. Herz-Kestranek hat durch seine Erklärungen verständlich gemacht, was jüdischer Witz bedeutet. Das Gespräch mit Sandra Kreisler über jüdisches Leben heute in Deutschland und Österreich war sehr informativ.

Isabella Dullnig, Österreichische Handelsdelegation Frankfurt:

„Mir hat sehr gut gefallen, wie Herz-Kestranek gelesen und jüdische Witze vorgetragen hat. Als übertrieben empfand ich manche der kritischen Äußerungen von Sandra Kreisler zum gegenwärtigen Verhältnis von Juden und Nichtjuden in Deutschland und Österreich.“

Manfred Wirsing, früherer Stadtverordnetenvorsteher in Offenbach:

„Die Offenbacher Lesungen bieten ein vielfältiges, hochstehendes Kulturangebot. Das war bei der jüngsten Lesung wieder zu sehen. Es war spannend zu erleben, wie Herz-Kestranek die Figuren, die in seiner Erzählung auftreten, sofort schauspielerisch umsetzt. Einfach hervorragend. Herz-Kestranek hat den Zuhörern einfühlend jüdische Kultur und Vergangenheit nahegebracht. Das hat mich emotional berührt und sehr beschäftigt. Wenig ergiebig fand ich das Gespräch mit Sandra Kreisler.“

Esther Alexander-Ihme, unterrichtet Jiddisch an der Goethe-Universität und der Jüdischen Volkshochschule in Frankfurt:

„Ich bin ein großer Fan von Herz-Kestranek und seiner Familie. Er vereint in sich das jiddische und katholisch-böhmische Erbe. Bei mir kommen das jiddische und das katholisch-bayerische Erbe zusammen. Die Art, wie Herz-Kestranek liest, ist sehr angenehm, nicht zu prätentiös. Mit seinem Jiddisch war ich zufrieden. Dass er in der Lesung ,jüdelt’, ist in Ordnung. Ein Freund von mir aus Tschechien spricht genauso. Man sollte das nicht an der jiddischen Aussprache polnischer Juden messen.“

Wolfgang Kappus, ehemaliger Präsident der Industrie- und Handelskammer Offenbach:

„Herz-Kestranek hat gut gelesen. Das Gespräch mit Sandra Kreisler war aber wenig strukturiert. So wurde die Frage des heutigen Antisemitismus nur gestreift.“

Bernd Kopp, Unternehmer, Offenbach:

„Herz-Kestranek war klasse. Sehr gut gefiel mir, wie er gelesen hat. Es ist eine phantastische Sprache, die sehr berührt. Die Lesung ist ein Anstoß, über Vieles aus unserer Geschichte nachzudenken. Das Gespräch mit Sandra Kreisler hat mir nicht so gut gefallen. Sie ist zwar charmant und hübsch, stand aber im Schatten von Herz-Kestranek.“

Pfarrer Manfred Holtze, Leiter des Kirchlichen Schulamts Offenbach der EKHN:

„Ein großartiger Abend. Wunderbar, wie Herz-Kestranek die jüdischen Witze vorgetragen, wie er gelesen hat. Herz-Kestranek hat gezeigt, was uns durch die Nazi-Diktatur und die Schoa auch kulturell verloren gegangen ist. Das Gespräch mit Sandra Kreisler war sehr interessant. Die unterschiedliche Sichtweise auf das Leben von Juden in Deutschland und Österreich, den Umgang mit der NS-Vergangenheit in beiden Ländern war aufschlussreich.“

 

FOTOS


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Alle Fotos von Brigitte Pfeiffer, Fotostudio Pfeiffer © Max Dienemann/Salomon Formstecher Gesellschaft e.V.