PUBLIKUMSSTIMMEN UND FOTOS


Literatur im O-Ton am 19. April 2015
Alte Schlosserei der EVO, Goethering, Offenbach am Main.

Dominique Horwitz liest aus „Brief an den Vater” und kurzen ErzÄhlungen

PRESSEECHO


Offenbach-Post, 21. April 2015:

Kafkaesk in Offenbach

Dominique Horwitz liest den „Brief an den Vater“ und kurze Erzählungen

Von Markus Terharn

OFFENBACH — Werke jüdischer Autoren zeitgemäß rezitiert: Diesem Anspruch wurde die Reihe „Offenbacher Lesungen“ erneut gerecht. Mit Texten von Franz Kafka brillierte Dominique Horwitz in der ausverkauften Alten EVO-Schlosserei.

Der Schauspieler machte seinem Publikum nichts vor. „Mein Gott, das ist doch harte Kost“, habe er gedacht, als ihn das Ansinnen der Max Dienemann/Salomon Formstecher- Gesellschaft erreichte, Franz Kafkas „Brief an den Vater“ zu lesen. Seine spontane Reaktion: „Wollt ihr das wirklich?“ Doch Anton Jakob Weinberger, Vorsitzender des Vereins, habe ihm gesagt, die Zuhörer der Reihe seien „Kummer gewohnt“. Der Veranstalter wollte es also – Offenbach wollte es auch. Und niemand sollte es bereuen.

Das Konzept hatte Weinberger so erläutert: „Wir kaufen keine fertige Idee, die in einer Schublade schlummert; wir machen Textvorschläge und suchen die passende Stimme dazu.“ Mit Horwitz, als Sohn deutsch-jüdischer Eltern in Paris geboren, hatte die Gesellschaft nicht nur ein kraftvolles Organ gefunden, sondern ein Gesamtpaket: Mime, Rezitator, Theaterregisseur, Chansonsänger. Für einen Schriftsteller, der zwar wahrhaft dramatische Texte, aber keine Bühnenwerke geschrieben hat, war der 57-Jährige die perfekte Wahl.

Wie trägt man einen Brief vor, der den Adressaten nie erreicht hat? Der schon im ersten Absatz viermal mit dem Schlüsselwort „Furcht“ aufwartet? Und der sehr viel Seelisches, Autobiografisches preisgibt von dem Prager Juden Kafka (1883-1924), der seine Erzählungen nur zögerlich veröffentlichte und erst nach seinem Tod als Jahrhundertautor erkannt wurde?

Für diese Probleme fand Horwitz eine überzeugende Lösung: Er straffte den Brief, dank Kafkas klarer, juristisch geschulter Sprache im mündlichen Vortrag gut zu verfolgen. Und unterbrach ihn immer wieder durch kurze Parabeln, die den Dichter von seiner wenig bekannten humorvollen Seite zeigten. Sinn für Komik bewies der Rezitator selbst, die Briefstellen markierend, indem er jedes Mal ein Blatt mit der Anrede „Liebster Vater“ hochhielt.

Es blieb zwar harte Kost. Aber es deprimierte nicht. Es gab sogar laute Lacher von der Art, die im Hals steckenbleibt. Dem Interpreten war seine kluge inhaltliche Arbeit ebenso anzumerken wie seine hohe Professionalität.

Horwitz phrasierte mutig, modulierte abwechslungsreich, verwies auf Unterbrechungen, die sich zum Klatschen eigneten. Nach einer Erholungspause und zweieinviertel intensiven, Konzentrationsfähigkeit fordernden Stunden beendete starker Beifall den Abend. Er dürfte lange nachwirken und viele Besucher zu (erneuter) Kafka- Lektüre ermuntert haben.

Nach den akklamierten Auftritten von Peter Simonischek, Luc Bondy, zweimal Hanns Zischler und Miguel Herz-Kestranek im Büsingpalais hatte die Dienemann- Formstecher-Gesellschaft den Ortswechsel gewagt. Und der Erfolg gab ihr Recht. Für vorerst drei Lesungen bleibt sie der Alten Schlosserei treu.

Das freut Heike Heim, Chefin der Energieversorgung Offenbach, die diese stilvolle ehemalige Industriehalle für Veranstaltungen aller Art vermarktet. Es muss ja nicht immer Kafka sein! Einen scherzhaften Hinweis darauf, dass Offenbacher an sogenannten „kafkaesken“ Situationen wenig Ungewöhnliches fänden, konnte Heim sich natürlich nicht verkneifen...

Fesselnder Leser: Schauspieler Zischler Foto: bg

Dominique Horwitz verbuchte mit seinem Kafka-Programm einen vollen Erfolg.
Foto: Brigitte Pfeiffer (www.fotostudio-pfeiffer.de)

 

PUBLIKUMSSTIMMEN


Luise Trocholepczy, Leiterin der Marienschule, Offenbach:

„Die »Offenbacher Lesung« mit Dominique Horwitz war eine tolle Veranstaltung. Der Abend hat gezeigt, was Offenbach kulturell zu bieten hat. Man muss nur hinschauen.

Horwitz wirkte in der Lesung sehr sympathisch. Es war beeindruckend zu hören, wie er Kafkas Texte liest und interpretiert. Sehr gelungen fand ich die Einbeziehung der Parabeln. Bei einigen Parabeln war der Bezug zum ,Brief an den Vater‘ unverkennbar. Außerdem wurde durch die Parabeln Kafkas komische Seite deutlich, worauf die neueren Kafka-Biographien Wert legen. Die Dramaturgie der Lesung war stimmig und überzeugte.

Auch die Deutschlehrer unserer Schule waren von der Darbietung sehr beeindruckt. Für unsere Schülerinnen war es ein Erlebnis zu hören, wie ein erstklassiger Schauspieler Texte von Kafka interpretiert. Das hat ihnen einen neuen interpretatorischen Zugang zu Kafka eröffnet.“

(Anmerkung: Von der Marienschule waren 14 Schülerinnen, vier Lehrer und fünf weitere Erwachsene bei der Lesung anwesend.)

Roland Walter, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender, Offenbach:

„Bravo! Eine in allen Belangen gelungene Veranstaltung! Der Beweis wurde angetreten, dass man einem Publikum auch etwas zumuten kann, und dass dies gerade auch aus diesem Grund honoriert wird. Herr Weinberger hat mit seinen Leuten den wesentlichen Anteil daran, dass Â&xnbsp;mehr als 300 Besucher in einer ausverkauften Veranstaltungshalle eine nur nominell schwere Kost genossen.

Dabei ist diese Kost gar nicht schwer. Kafka, von einem brillant engagierten Dominique Horwitz interpretiert, erschloss sich in einer sprachlich erfrischenden, gestenreichen Intensität, die man sich in anderen Formaten nur schwer als vergleichbar wirksam vorstellen dürfte. Das ist Ergebnis einer sorgfältigen Textauswahl, einer spürbar intensiven Vorbereitung durch Herrn Horwitz und der angenehm reduzierten Dramaturgie des Abends: eine Reduzierung auf das Wesentliche.

Diese Veranstaltungsreihe der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft ist eine einzigartige Bereicherung des kulturellen Lebens unserer Stadt und darüber hinaus. Danke für einen großartigen Abend. Mehr davon!“

Rolf Schmetzer, Heusenstamm:

„Ein exzellenter Erzähler trifft auf einen genialen und erfindungsreichen Autor. Horwitzens realistische Sprechweise übersetzt Kafka, indem er das Irrationale der Welt dem ‚Prinzip der Gewöhnlichkeit‘ (Adorno) assimiliert. Seine Sprechweise ist demgemäß knapp, lakonisch, witzig, auch zuweilen komisch. Das Irrationale realistisch genommen: das ist Kafka.“

Ursula und Martin Lange, Offenbach-Bürgel

„Welch wunderbare, köstliche Kombination, die wir in Erinnerung behalten dürfen: Hier das Schauspieltalent Dominique Horwitz als begnadeter Rezitator und dort die Verbindung mit Franz Kafka ─ am Ort der recht ursprünglichen Alten Schlosserei der früheren Offenbacher Stadtwerke: einfach göttlich!

Im Mittelpunkt der Lesung stand zwar der nicht abgeschickte ,Brief an den Vater‘; schwere Kost. So mancher älterer Zuhörer im vollbesetzten ‚Industrie-Theater‘ dachte sicher dabei an seinen eigenen … ! Dann aber dazwischen kurze Texte und Geschichten von Kafka; der Saal war mäuschenstill!

Es war ein schöner Sonntagabend für die Region und für unsere Stadt, Dominique Horwitz war großartig, das Thema ‚Franz Kafka‘ gelungen und die EVO hat in der Alten Schlosserei eine kulturelle Perle präsentieren können. Gratulation und Dank den Verantwortlichen.“

Marita Immel-Schelzke, Richterin am Landessozialgericht, Darmstadt; Karl-Christian Schelzke, geschäftsführender Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, Mühlheim:

„Meine Gattin und ich möchten es nicht versäumen, Ihnen zu der überaus gelungenen Veranstaltung der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft unsere Glückwünsche auszusprechen. Machen Sie bitte weiter so. Ihr Engagement braucht nicht nur Offenbach, sondern auch das Umland. Die Horwitz-Lesung war eine kulturelle Bereicherung für die Metropolregion Rhein-Main. Ich gehe davon aus, dass ähnliche hervorragende Veranstaltungen folgen werden. Die Alte EVO-Schlosserei ist ein bestens geeigneter Aufführungsort. Ich werde Frau Heim bei der nächsten der nächsten Beiratssitzung unseren Dank aussprechen.“

(Anmerkung: Heike Heim ist Vorstandsvorsitzende der Energieversorgung Offenbach AG, EVO abgekürzt genannt. Karl-Christian Schelzke gehört dem Beirat des Unternehmens an.)

Gabriele Beutel, Frankfurt:

„Dank für die Veranstaltung der gestrigen Lesung mit Dominique Horwitz, an der ich mit großem Interesse teilgenommen habe. Auch für die Reservierung der beiden Plätze so weit vorne ,am Geschehen‘ möchte ich Ihnen und allen an der Organisation Beteiligten vielmals danken. Diesen großen Schauspieler ,live‘ zu erleben, ihn so deutlich zu sehen und zu hören mit einer Sprache, die von tief innen heraus kommt, war für mich ein besonderes Erlebnis. Das ist etwas anderes, als ihn über ein Fernsehgerät zu beobachten.“Â&xnbsp;

Pfarrer Manfred Holtze, Leiter des Kirchlichen Schulamts in Offenbach der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau:

„Vielen Dank für den überaus gelungenen Abend mit Dominique Horwitz! Wir, das heißt meine Frau Christine und ich, waren von der Veranstaltung am neuen Ort sehr angetan. Die kundige Einführung in Leben und Werk Kafkas und die anschließende, sich auf die ausgewählten Texte Kafkas schnörkellos konzentrierende Lesung durch Horwitz schufen ein stimmiges und inspirierendes Gesamtbild. Die Entscheidung, den ,Brief an den Vater‘ als cantus firmus des Abends zu wählen und in diesen kurze Erzählungen mit überraschend humorvollen Pointen einzufügen, hat uns sehr überzeugt. ... Mit dem neuen Veranstaltungsort haben Sie eine sehr gute Wahl getroffen. Und der Zuspruch war überwältigend. Bleibt noch zu sagen: Das Schlussbild mit Ihnen und Dominique Horwitz hat uns beide sehr berührt (...).“

Gertrud Helduser, Offenbach:

„Ich bin hell auf begeistert von dieser »Offenbacher Lesung«. Für den Abend mit Dominique Horwitz habe ich zehn Freunde gewonnen und ihnen Eintrittskarten besorgt. Alle waren von seinem Auftritt in der Alten Schlosserei sehr angetan. Wenn man die Stimme von Horwitz in wenigen Metern Entfernung hört, spürt man, wie angenehm und kraftvoll sie ist.

Den ,Brief an den Vater‘ kannte ich zuvor nicht. Aber so wie Horwitz die Auszüge aus dem Brief vortrug, konnte ich mir Kafka und seinen Vater gut vorstellen. Manches, über das Kafka schreibt, dürfte jedem schon mit dem eigenen Vater passiert sein. Horwitz las diesen Text aber weder wehleidig noch anklagend. Als er den Text vortrug, war es im Saal mäuschenstill. Dass zwischen den Briefauszügen kurze Erzählungen und Parabeln eingeschaltet wurden, war gut. Man hatte Gelegenheit, den schwierigen Brieftext nachwirken zu lassen. Gut gefallen hat mir auch der Veranstaltungsraum, auch wenn die Stühle hart sind. Die Alte Schlosserei passte zu den Texten von Kafka.

Mit meinen Freunden habe ich nach der Veranstaltung in einem Lokal noch eine Stunde lang über die Lesung geredet. Der Abend hat mir Lust gemacht, Kafka wieder selber zu lesen.“

Dr. Kerstin Appelshäuser-Walter, Kunsthistorikerin, Offenbach:

„Die Kafka-Lesung mit Dominique Horwitz war beeindruckend. Der ,Brief an den Vater‘ hat für mich nichts Bedrückendes oder Deprimierendes. Dass in diesem Text Ängste und emotionale Abgründe aufscheinen, ist doch ein Zeichen von Nähe, Wärme und Liebe. Das gilt für den Vater wie für den Sohn. Wenn Kafka frotzelt, ironisch wird, verschwinden diese Gefühle nicht. Am liebsten hätte ich den ganzen Abend Horwitz zugehört, wie er aus ,Brief an den Vater‘ liest. Anderthalb Stunden einem solchen Interpreten zuzuhören, fällt mir nicht schwer.“Â&xnbsp;

 

FOTOS


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Alle Fotos von Brigitte Pfeiffer, Fotostudio Pfeiffer © Max Dienemann/Salomon Formstecher Gesellschaft e.V.