PUBLIKUMSSTIMMEN UND FOTOS


HANNS ZISCHLER LIEST GERTRUD KOLMAR

Literatur im O-Ton am 17. März 2013 im Büsing-Palais, Offenbach am Main.

Hanns Zischler liest zum 70. Todestag der Dichterin Gertrud Kolmar.
Musikalische Begleitung: Olaf Joksch (Klavier) und Stefan Bartmann (Klarinette)

Felix Mendelssohn Bartholdy:

  • Klarinettensonate B-Dur 2. Satz
  • Scherzo e-Moll, op 16, Nr. 2
  • Lieder ohne Worte

Klarinettensolo: „Ich streut' in den Wind meine Klage“

Vertonung eines hebräischen Gedichts von Chajim Nachman Bialik,
Text der deutschen Übersetzung Louis Weinberg; Musik: Saphir

 

PUBLIKUMSSTIMMEN


"Denn sieh, du blätterst einen Menschen um" –
Eindrücke von Lutz Berninger vom Gertrud-Kolmar-Rezitationsabend mit Hanns Zischler:

"Gertrud Kolmar? – ... den Namen hab' ich, glaub' ich, schon mal gehört". So oder ähnlich werden viele Leser gedacht haben, als sie das Schreiben der Max-Dienemann/Salomon-Formstecher-Gesellschaft in Händen hielten, in dem im Rahmen der Offenbacher Lesungen zu einem Abend über Gertrud Kolmar eingeladen wurde.

Umso dankbarer werden die meisten der – leider nicht allzu zahlreichen – Zuhörer dieses Abends im Büsing-Palais gewesen sein, durften sie doch mit zwei hervorragenden Künstlern in Kontakt kommen: der weithin unbekannten Dichterin Gertrud Kolmar und dem großartigen Hanns Zischler: Schauspieler, Essayist, Dramaturg und – wie sich an diesem Abend herausgestellt hat – auch hervorragender Kenner des Kolmarschen Werkes.

Gertrud Kolmar, die 1894 in Berlin als Gertrud Chodziesner zur Welt gekommen und am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden ist, galt der Literaturkritik als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen. Dass ihr Werk trotzdem in Vergessenheit geraten ist, ist kein Zufall. Ihre Gedichte erschließen sich dem Leser nicht leicht. Die starken expressionistischen Bilder, die ihre Lyrik auszeichnen, erfordern es, sich von der uns stärker vertrauten rein rationalen Ebene zu lösen und sich einzulassen auf eine tiefere, unbewusste Ebene, auf der sich diese Bilder erschließen können.

Es ist das große Verdienst Hanns Zischlers, dem Zuhörer diesen beschwerlichen Weg geebnet zu haben, indem er durch geschickt ausgewählte Texte, Briefe und Gedichte ein lebendiges Bild der Dichterin vermitteln konnte und in dem nicht nur ihr großartiges Werk, sondern auch die Person Gertrud Kolmars lebendig wurde.

Beides ist ihm hervorragend gelungen. Dies zeigte sich nicht nur am dankbaren Applaus des Publikums, sondern auch am regen Interesse, das an dem Verkaufsstand mit Werken Gertrud Kolmars herrschte. So wie dieser Abend von den Zuhörern aufgenommen worden ist, darf man erwarten, dass die Bücher nicht nur gekauft worden sind, sondern vom einen oder anderen auch gelesen werden.

Eine Bemerkung noch zu den beiden Musikern Olaf Joksch (Klavier) und Stefan Bartmann (Klarinette), die mehr als eine "musikalische Umrahmung" boten. Sie spielten mit viel Überlegung ausgewählte Musikstücke, die inhaltlich zum Thema des Abends passten und die mit großem Können präsentiert wurden. Beiden hätte ähnlich herzlicher Dank gebührt wie dem vortragenden Hanns Zischler.

Birgit Simon, Erste Beigeordnete des Regionalverbands Frankfurt/Rhein-Main und frühere Offenbacher Bürgermeisterin:

„Es war ein sehr lohnender Abend. Hanns Zischler hat sich auf beeindruckende Weise mit der Dichterin Gertrud Kolmar beschäftigt, Leben und Werk zusammengeführt. Das hat uns sehr gut gefallen, auch meinem Sohn (25 Jahre) und seiner Freundin. Die musikalische Begleitung passte ausgezeichnet zur Textauswahl; das Klarinettensolo war wirklich schön. Die »Offenbacher Lesungen« sollten fortgesetzt werden.“

Herbert Hunkel, Bürgermeister von Neu-Isenburg:

„Meine Frau und ich finden, Herr Zischler hat großartig gelesen, aber auch eine wunderbare Auswahl getroffen und die Dichterin sehr einfühlsam portraitiert. Dazu die feine Musik – es war eine bewegende Veranstaltung.“

Helma Fischer, Geschäftsführerin der Steinmetz’schen Buchhandlung, Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Offenbach:

„Ein großes Kompliment an Hanns Zischler. Durch ihn hat eine fast vergessene Dichterin wieder eine Stimme erhalten. Die Musik hat mir sehr gut gefallen. Man fand Zeit zum Nachdenken. Gerne hätte ich noch mehr von Kolmars Gedichten gehört. Na ja, Lyrik ist auch meine Vorliebe.“

Erika Gärtner, Offenbach:

„Der Abend war gut gemacht. Geschickt war die Textauswahl, und Herr Zischler hat schön gesprochen. Auch der musikalische Rahmen hat mir gut gefallen. Auf einen Schönheitsfehler gestatte ich mir hinzuweisen: Das lange Fotografieren (beinahe eine Stunde) hat gestört, das Klacken der Kamera lenkte von der Konzentration ab. Vielleicht ist es möglich, dies auf das Minimum zu beschränken. Ich möchte Sie aber ermutigen, in Zukunft Veranstaltungen ähnlicher Art in Offenbach anzubieten.“

Barbara Groll, Buchhändlerin:

„Wie gut, dass dieser Abend mit Hanns Zischler zustande gekommen ist. Es war zu spüren, wie sehr Zischler hinter dem Werk von Gertrud Kolmar steht. Mit seiner wunderbaren Stimme hat Zischler die Gedichte den Zuhörern wirklich nahegebracht. Viele Zuhörer waren ergriffen.“

Christine Holtze, Oberstudienrätin, Albert-Schweitzer-Schule Offenbach
Manfred Holtze, Pfarrer und Schulamtsdirektor i. K., Leiter des Kirchlichen Schulamtes der EKHN in Offenbach:

„Das ‚Wort der Stummen' hat Gertrud Kolmar ihren zwischen August und Oktober 1933 verfassten Zyklus von Gedichten überschrieben, wobei ‚der Stummen' als Ich und Wir zugleich gelesen werden kann. Zehn Jahre später wurde sie im Alter von nur 48 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Ihr Wort im Gedenken daran zu Gehör gebracht zu bekommen und damit ein Zeichen gegen den rassistischen und menschenverachtenden Wahn, zugleich aber auch für den Reichtum jüdischen Kulturschaffens zu erfahren, war für uns sehr bewegend.

Stimmig eingebettet in die einführenden Worte von Anton Jakob Weinberger und die musikalischen Beiträge von Olaf Joksch und Stefan Bartmann, verstand es Hanns Zischler, uns auf behutsame und einfühlende Weise Leben und Werk dieser überaus sprachbegabten und tiefgründigen Dichterin nicht nur kognitiv, sondern auch emotional nahezubringen. Ein Abend, der noch lange in uns nachklingen wird!“

Konstantin Jediss, Germanist, Frankfurt:

„Mit Freude und Wehmut blicke ich auf einen Abend zurück, der schon viel zu lange zurück zu sein scheint. Der Abend des 17. März 2013 im Büsing-Palais in Offenbach war gefüllt mit zu vielen Eindrücken, als dass einzelne Begriffe ihn fassen könnten. Es verschlug mir jenes Abends wiederholt den Atem: als Anton Weinbergers einführende Worte mit den (auch den Vortragenden hörbar) ergreifenden Hinweisen auf Gertrud Kolmars Tod im KZ Auschwitz-Birkenau endeten; immer dann, wenn der engagierte und streckenweise brillante, wenn auch etwas schnell vortragende Hanns Zischler Gedichte Gertrud Kolmars in deren Vita einbettete und doch aus der Vergangenheit ins Leben rief; wenn Olaf Joksch am Klavier und Stefan Bartmann an der Klarinette Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy spielten, deren gefühlvolle Komposition eine reizvolle Ergänzung zur gebotenen Lyrik darstellten.

Die Zyklen, in denen Gertrud Kolmar ihre Lyrik zusammengefasst hat, sind freilich nicht akademisch-nüchtern abgehandelt, sondern vielmehr (abgesehen vom ominösen 'Robespierre'-Zyklus) anhand ausgewählter Beispiele veranschaulicht worden. Der eindringlichen Auseinandersetzung mit der persönlichen Erinnerungsbiographie ('Großmutter') folgten unter anderem Belege für die Dichtkunst, das heißt auch Verdichtungskunst der Autorin, etwa im Zyklus ‚Preußische Wappen'; im Gedächtnis blieb auch jene Dichtung, deren Engführung von Weiblichkeit und Textgestalt postmodern anmutet und dabei einen Hauch von tragischer Erotik bewahrt, wenn es heißt: „Ihr ('der Frau wie Dichterin') ganzes Treiben ist ein einzig 'Du'“ Ich mag einer Täuschung erliegen, doch die biographischen (und damit nicht-lyrischen) Einschübe füllten die Veranstaltung mit historischem Material, welches als teils nüchterner, teils atemberaubender Kitt zwischen den Gedichten fungierte (man erinnere sich an Kolmars Besuch im ehemals heimischen Hause in Berlin, als dieses bereits von einer Polizeidienststelle besetzt worden war).

Jenes Gesamtbild nun abschließend zu bewerten fällt schwer: Der Lesung gelang es, eine Autorin und ihr Werk sprechen zu lassen, die grausam zum Schweigen gebracht wurden – wehmütig und berührt von der dichten Sprache und großen Erfindungsgabe einer beeindruckenden Autorin, spendete einzig die Gemeinschaft der Anwesenden den Trost, der Gertrud Kolmar verwehrt blieb.

Eines steht daher fest: nach der überaus gelungenen Lesung wird ihr Werk zumindest von meiner Seite aus nicht dem Schweigen anheim fallen.“

Ilona Berdux-Wiedem, Schauspielerin:

„Es war für uns sehr schöner Abend. Hanns Zischler hat eine tolle Ausstrahlung. Von ihm geht eine unglaubliche Ruhe aus. Meine Freundinnen waren von Zischlers Darbietung ebenso begeistert wie mein Kollege Jochen Nix. Zischler hat sich mit Gertrud Kolmar, die eine starke Persönlichkeit ist und deren Sprache große Kraft besitzt, intensiv auseinandergesetzt. Das war zu spüren und zu hören, auch bei den Gedichten aus dem Zyklus ‚Preußische Wappen’. Die Musikauswahl für diese Lesung war sehr gut. Schade, dass nicht noch mehr Zuhörer an diesem Abend dabei waren.“

Jutta Duchmann, Leiterin der Stadtbibliothek Neu-Isenburg:

„Ich möchte mich sehr herzlich für die wunderbare Lesung mit Hanns Zischler bedanken. Die Auswahl und der Vortrag der Texte Gertrud Kolmars, seine Erläuterungen, der musikalische Rahmen – ein Genuss.“

 

FOTOS


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Alle Fotos von Brigitte Pfeiffer, Fotostudio Pfeiffer © Max Dienemann/Salomon Formstecher Gesellschaft e.V.