Veranstaltungsreihe
"Deutsches Judentum
Leistungen, Grenzen, Vermächtnis"

Jakob Frank
Ein falscher Messias in Offenbach


Prof. Dr. Klaus S. Davidowicz, Wien

9. September 2008, 19.30 Uhr
Hochschule für Gestaltung Offenbach,
Schloßstraße 31, Raum 101, 63065 Offenbach

Eintritt 7 €

Veranstalter:
Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft Offenbach


Der an der Universität Wien lehrende Judaist Klaus S. Dawidowicz wird in seinem Vortrag die Hintergründe der im 18. Jahrhunderts entstandenen Bewegung des Frankismus beleuchten und zugleich die Frage klären, wie Jakob Frank, Gründer dieser Bewegung, nach Offenbach kam. Die Habilitationsschrift von Davidowicz – "Jakob Frank, der Messias aus dem Ghetto" (1998) – gilt mittlerweile als ein Standardwerk zum Frankismus.

Jakob Frank
Jakob Frank (1726–1791
Frank, 1726 in Polen geboren und einer jüdischen Familie entstammend, kam 1788 nach Offenbach und ließ sich im Isenburger Schloss nieder. Dort scharte er eine große Anhängerschaft um sich, die seiner Lehre von der "Erlösung durch Sünde" Glauben schenkte. Früh schon wandte sich Frank der messianischen Bewegung des aus Izmir stammenden Kabbalisten Sabbatai Zwi (1626–1676) zu. Sabbatai Zwi hatte sich im 17. Jahrhundert als Messias zu erkennen gegeben und danach getrachtet, das Erlösungswerk zu vollbringen. Der Ruf dieses Pseudomessias versetzte die jüdische Welt in Erregung. Doch unter dem Druck der osmanischen Herrscher konvertierte Sabbatai Zwi zum Islam. Trotz seines Glaubensabfalls blieb die sabbatianische Bewegung am Leben. Frank sah sich als Reinkartion von Sabbatai Zwi und mithin als Messias an. Auch er konvertierte, und zwar zum Katholizismus. Nach Franks Tod 1791 in Offenbach trat seine Tochter Eva an die Spitze der Sekte. Eva Frank ließ sich als "weiblicher Messias" verehren und starb 1816 ebenfalls hier.

Der Frankismus, der der letzte Ausläufer der sabbatianischen Bewegung war und das Ende des "langen jüdischen Mittelalters" markiert, gehört zur Vorgeschichte des deutschen Judentums. Mit diesem Vortragsabend setzt die Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft ihre im August begonnene Veranstaltungsreihe "Deutsches Judentum – Leistungen, Grenzen, Vermächtnis" fort.

[ zurück ]

© Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.