Jüdische Herausforderungen hier und jetzt Von Hans-Georg Ruppel, ehemaliger Stadtarchivar
Doch bis in Elisa Klapheck das Bewußtsein reifte, in der Tradition des während der Schoa vernichteten deutschen Judentums zu stehen und in ihrer Familie auf mehr als 600 Jahre der Seßhaftigkeit hierzulande zurückblicken zu können, bedurfte es der Wandlung von der areligiösen Studentin der Politikwissenschaft zur jüdischen Feministin, die für die Gleichberechtigung der Frauen in der Jüdischen Gemeinde streitet und ein modernes deutsches Judentum erstrebt, das sich den Zeitfragen stellt. Als Tochter einer jüdischen Mutter, deren Eltern vor den Nationalsozialisten nach Holland geflohen waren, und eines nichtjüdischen Vaters berichtet Klapheck, wie sie in ihrem niederländischen Internat antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war, mit welchem Zwiespalt sie am religiösen Leben der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf teilnahm und welche Welt sich ihr öffnete, als sie die kleine rabbinische Bibliothek ihrer Mutter erbte. Als Autodidaktin beginnt Elisa Klapheck, die Hebräische Bibel zu lernen und zu kommentieren – noch während sie bei der "Tageszeitung" ein Journalismus-Volontariat absolviert – und nach alternativen Formen jüdischen Lebens zu suchen. Die Recherche zu ihrem Buch "Fräulein Rabbiner Jonas – Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?" wird Ende der neunziger Jahre zu einem Wendepunkt im Leben von Elisa Klapheck und Regina Jonas zu ihrer geistigen Wegbegleiterin: Als weltweit erste Rabbinerin war Regina Jonas im Dezember 1935 in Offenbach durch Rabbiner Dr. Max Dienemann ordiniert worden. Ihre Ordination zur Rabbinerin erhielt Elisa Klapheck 2004 in Amerika nach Studium im "Aleph Rabbinic Programm" der "Jewish Renewal"-Bewegung, die sich als die unterschiedlichen religiösen Richtungen im Judentum umspannend versteht. Als Rabbinerin ist Klapheck in Berlin, Amsterdam und Frankfurt tätig. [ zurück ] © Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V. |