Veranstaltungsreihe
"Deutsches Judentum
Leistungen, Grenzen, Erbe"

Moses Mendelssohn, Samson Raphael Hirsch und Franz Rosenzweig
Jüdische Bildung von der Aufklärung
bis heute


Prof. Dr. Simon Lauer, Freiburg

16. Januar 2012, 19.30 Uhr
Max Dienemann-Saal, Alte Synagoge Offenbach ("Capitol Theater")
Goethestraße 1–5, 63065 Offenbach

Eintritt 7 €

Veranstalter:
Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft Offenbach


Auf Einladung der Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft Offenbach e.V. spricht Prof. Dr. Simon Lauer in unserer Veranstaltungsreihe "Deutsches Judentum – Leistungen, Grenzen, Erbe" bei diesem Vortragsabend über die Bedeutung, die dem Lernen und der Bildung im neuzeitlichen Judentum zukommt. Für das Selbstverständnis und die Identität von Juden sind Lernen und Bildung seit jeher grundlegend.

Prof. Lauer, 1929 geboren, ist Altphilologe und Judaist, der Sohn einer Cousine von Max Dienemann, einem der führenden liberal-konservativen Rabbiner im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Lauer, der einer jüdischen Gelehrtenfamilie entstammt, ist Mitherausgeber der Schriftenreihe "Judaica et Christiana" im Verlag Peter Lang, Frankfurt.

In seinem Vortrag wird Lauer die Bildungsideen des Philosophen und Freundes Lessings, Moses Mendelssohn, mit dem im 18. Jahrhundert die jüdische Aufklärung begann, ebenso erläutern wie das von Rabbiner Samson Raphael Hirsch im 19. Jahrhundert entworfene neo-orthodoxe Bildungsprogramm. Das "Neue Lernen", zu dem der Philosoph Franz Rosenzweig noch während des Ersten Weltkriegs aufrief, verstand sich als Antwort auf die Krise des rechtlich zwar gleichgestellten, sozial aber ausgegrenzten deutschen Judentums, das um sein Selbstverständnis rang.

In seiner Schrift "Zeit ists ..." (1917), die sich an Hermann Cohen richtete, hatte Rosenzweig die Gründung einer "Akademie für die Wissenschaft des Judentums" angeregt und begründet. Die Grundideen zu dieser Akademie deckten sich mit Rosenzweigs Überlegungen, die später zur Gründung des Freien Jüdischen Lehrhauses führten. Die "Akademie" wurde schon 1918 in Berlin ins Leben gerufen. Während ihres Bestehens erschienen wichtige Publikationen, etwa von Jitzchak Baer, Selma Stern und Leo Strauß sowie die Jüdischen Schriften von Hermann Cohen.

Mit der Gründung des Freien Jüdischen Lehrhauses nach dem Ersten Weltkrieg in Frankfurt erhielt Rosenzweigs Bildungsidee ihren institutionellen Ausdruck auch für ein breiteres Publikum. Zu den Referenten des Freien Jüdischen Lehrhauses Frankfurt gehörten neben Martin Buber auch Gershom Scholem, Siegfried Kracauer, Bertha Pappenheim, Ernst Simon, Margarete Susman, Erich Fromm sowie die Rabbiner Nehemia A. Nobel, Leo Baeck, Benno Jacob, Cäsar Seligmann, Georg Salzberger und Dr. Max Dienemann, Offenbachs letzter Rabbiner vor der Schoah.

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