Pressestimmen

3. Juli 2005
"Spiegel vorm Gesicht"
Ein musikalisch-literarischer Abend mit dem Kabarettisten Gerhard Bronner (Wien)

Offenbach-Post, 28.06.2005, Seite 18

Offenbach-Post, 01.07.2005, Seite 53

Offenbach-Post, 26.07.2005, Seite 24



Offenbach-Post, 28.06.2005, Seite 18


Mit satirischer Lust durchwirkt
Musikalisch-literarischer Abend mit dem Kabarettisten Gerhard Bronner im Büsingpalais Offenbach


Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens lädt die Max Dienemann/Salomon Formstecher-Gesellschaft mit dem städtischen Kulturamt zu einem Abend mit Gerhard Bronner ein. Der 1922 in Wien geborene jüdische Kabarettist und Komponist gastiert am kommenden Sonntag, 3. Juli, um 19 Uhr im Büsingpalais (Herrnstraße 82) mit dem Programm "Spiegel vorm Gesicht", das er nach seiner im vorigen Jahr erschienenen Autobiographie geschrieben hat. [...]

Bronner gilt als Altmeister des klassischen Wiener Kabaretts, in dessen Tradition er sich nach Ende der Hitler-Diktatur und seiner Rückkehr aus der Emigration 1948 stellte. Die von Bronner gepachtete "Marietta-Bar" in der Wiener Spiegelgasse wurde zum Podium eines von satirischer Lust, Wortwitz und Chansons durchwirkten Kabaretts.

Das "Kabarett ohne Namen" um Bronner, Carl Merz und Helmut Qualtinger brachte zwischen 1952 und 1961 viel beachtete Programme heraus, darunter "Brettl vorm Kopf". Zusammen mit Georg Kreisler übernahm Bronner 1956 das "Intime Theater" in der Liliengasse. Bronners Kabarettprogramme waren auch im Fernsehen zu sehen und im Radio zu hören. Mit der Chansonniere Elfriede Ott steht Bronner seit den siebziger Jahren auf der Bühne.

Bronner, der sich als "orthodoxer Atheist" bezeichnet, floh 1938 vor den Nationalsozialisten über Brunn und England nach Palästina.

Er schlug sich als Straßensänger, Barpianist und Komponist durch. Als Quelle des sprichwörtlichen jüdischen Witzes hat Bronner die "ironische Distanz (der Juden) zum eigenen, meist tristen Schicksal" ausgemacht. So schrieb er in einem seiner Chansons: "Tränen gelacht, statt zu weinen hat man Tränen gelacht, / der Verzweiflung macht man mit Lachen den Garaus, / Lachen hält man leichter aus."

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Offenbach-Post, 01.07.2005, Seite 53


Mit satirischer Lust durchwirkt
Gerhard Bronner gastiert im Palais


Der Nestor des deutschsprachigen Kabaretts, Gerhard Bronner aus Wien, gastiert auf Einladung der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft und des Kulturamts mit seinem Soloprogramm "Spiegel vorm Gesicht" am Sonntag um 19 Uhr im Büsingpalais.

Bronner, Jahrgang 1922, dritter Sohn einer jüdischen Arbeiterfamilie, ist Kabarettist, Komponist und Buchautor. Er floh 1938 vor den Nationalsozialisten aus Brunn über England nach Palästina und schlug sich als Barpianist sowie Straßensänger durch.

1948 kehrte er nach Wien zurück, pachtete die "Marietta-Bar", die sich im Lauf der Jahre zum Podium eines von satirischer Lust, Wortwitz und Chanson getragenen Kabaretts entwickelte.

Große Namen sind mit ihr verbunden: Georg Kreisler, Helmut Qualtinger, Carl Merz, Dolores Schmidinger, Peter Lodynski, Marianne Mendt und vor allem die grandiose Elfriede Ott.

Bronner, der auch Satiren Ephraim Kishons übersetzte und eine Wiener Fassung des Musicals "My Fair Lady" schrieb, veröffentlichte 2004 seine Autobiografie "Spiegel vorm Gesicht". Er zeichnet sein bewegtes Leben selbstkritisch, ein Leben, in dem "Massel und Chuzpe" unverzichtbare Partner waren und sind. Als Quelle des Sprichwörtlichen jüdischen Witzes hat Bronner die "ironische Distanz (der Juden) zum eigenen, meist tristen Schicksal" ausgemacht. Eine aktuelle Würdigung: Im Frühjahr wurde Bronner für sein Lebenswerk mit dem Ehrenpreis des Deutschen Kleinkunstpreises ausgezeichnet.

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Offenbach-Post, 26.07.2005, Seite 24


Abenteuerliche Flucht in das gelobte Land
Sänger, Komponist und Pianist Gerhard Bronner in Offenbach


Wer sich berufen fühlt, eine Autobiografie zu verfassen, der sollte etwas Berichtenswertes erlebt haben, nur dann ist eine solche Rückschau von Interesse. Bei Gerhard Bronner ist das der Fall. "Spiegel vorm Gesicht" nennt der heute 82-Jährige seine Lebenserinnerungen, die er im vergangenen Jahr vorgelegt hat. Auf Einladung der Offenbacher Max Dienemann/Salomon Formstecher-Gesellschaft, die sich seit zehn Jahren mit der Historie der deutschen Juden beschäftigt, hat Bronner im Büsingpalais Teile aus dem Band vorgetragen, dazu sang er einige seiner Chansons. Als Weggefährte von Georg Kreisler, Karl Merz und Helmut Qualtinger gehört der Komponist, Sänger, Pianist und zeitweilige Kabarettunternehmer zu den Kulminationsfiguren des weit über die Stadt hinausstrahlenden Wiener Kabaretts der Nachkriegszeit.

Gerhard Bronner war der Partner Qualtingers in den Travnicek-Dialogen, zudem komponierte er für den Film und das Fernsehen; in den siebziger Jahren hat er Erfolgsmusicals wie "Cabaret" und "My Fair Lady" ins Deutsche übertragen. Gerhard Bronner, der sich als "orthodoxer Atheist" versteht, kam am 23. Oktober 1922 als Sohn jüdischer Eltern in Wien zur Welt. Sein Vater und sein Bruder, beide in sozialistischen Organisationen aktiv, wurden während der Zeit des nationalsozialistischen "Anschlusses" von der Gestapo verfolgt und ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Der Bruder ist dort umgekommen, angeblich infolge eines Herzschlags.

"Ich wusste, dass ich mit einem Schlag erwachsen zu sein hatte": Als 15-jähriger beschloss Gerhard Bronner, Österreich zu verlassen. Über das tschechische Brünn ist er nach Israel geflohen. Auf der Flucht hat er sich als Fensterputzer und Straßensänger durchgeschlagen. Hilfe fand er immer wieder bei jüdischen Geschäftsleuten. Als Kohlenschaufler auf einem mit Nazis besetzten Kraft-durch-Freude-Dampfer langte er über die Donau in Ungarn an – auf der falschen Seite des Flusses: Der Rettung verheißende Schwarzmeerhafen, von dem aus die illegalen Flüchtlingstransporte nach Israel abgingen, lag in Rumänien. Bei der schwimmenden Durchquerung der Donau ist ein Freund Bronners von einem Strudel erfasst worden und ertrunken.

Bei aller Präsenz des Schreckens liest sich die Schilderung der Flucht fast wie eine Abenteuergeschichte. Sie ist in einem galanten Erzählton geschrieben, auch hier bleibt Gerhard Bronner ganz der amüsante Unterhalter.

STEFAN MICHALZIK

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