Pressestimmen

6. November 2005
"Wie schön sind Deine Zelte, Jakob ..."
Synagogen in Offenbach
Historischer Stadtrundgang mit dem ehemaligen Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel

Offenbach-Post, 03.11.2005, Seite 23

Offenbach-Post, 04.11.2005, Seite 25

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2005, Seite 64

Offenbach-Post, 08.11.2005, Seite 18



Offenbach-Post, 03.11.2005, Seite 23


Weg durch die jüdische Geschichte
Stadtrundgang führt an die Wirkungsstätten von Max Dienemann und Salomon Formstecher


Der ehemalige Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel bietet aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft am Sonntag, 6. November, 11.30 bis 13 Uhr, einen historischen Stadtrundgang an. Thema: "Wie schön sind Deine Zelte, Jakob ..." Synagogen in Offenbach.

Der Rundgang beginnt an der Ecke Große Marktstraße und Hintergasse. Dort standen die beiden ersten Synagogen der Jüdischen Gemeinde, die 1708 vom Isenburger Grafen Johann Philipp mit einem "Privileg" ausgestattet wurde. Entlang der Großen Marktstraße, die bis 1822 "Judengasse" hieß, wohnten viele Juden, die dort auch ihre Geschäfte hatten. In der 1729/30 am selben Ort errichteten Synagoge wirkte Dr. Salomon Formstecher (1808 bis 1889), einer der "Väter der Reformbewegung" im Judentum und Offenbachs erster jüdischer Ehrenbürger, zunächst als Prediger und Religionslehrer, danach fünf Jahrzehnte als Rabbiner. Weiter geht's zum Großen Biergrund/Ecke Ziegelstraße. Dort befand sich die "Beer'sche Clause", in der orthodoxe Juden, welche die seit 1821 vom Gemeindevorstand eingeleiteten liturgischen Reformen ablehnten, zum Gottesdienst zusammen kamen. Die Offenbacher Gemeinde zählte zu den frühen Reformgemeinden im 19. Jahrhundert.

An der Goethestraße weihte die Gemeinde im April 1916 jene Synagoge ein, die zu den architektonisch herausragenden Bet- und Versammlungshäusern vor der Machtübernahme Hitlers in Deutschland gehörte.

Diese Synagoge wurde zur Wirkungsstätte von Rabbiner Dr. Max Dienemann, einem der führenden Repräsentanten des liberalen Judentums. Der monumentale Kuppelbau, im Stil der griechisch-römischen Antike errichtet, wurde im November 1938 von den Nazis geschändet, danach als Kino und Kundgebungsstätte missbraucht.

Heute beherbergt er das "Capitol". Gegenüber in der Kaiserstraße wagte die nach ihrer Zerschlagung durch die Nazis 1945 wiedererstandene Jüdische Gemeinde 1956 als erste in Hessen den Neubau einer Synagoge. Der Architekt Hermann Zvi Guttmann schuf einen modernen, gleichwohl! am orthodoxen Ritus ausgerichteten Synagogenbau. Nach dem Zuzug von Juden aus dem früheren Ostblock ließ die Gemeinde 1997 das unter Denkmalschutz gestellte Bethaus erweitern.

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Offenbach-Post, 04.11.2005, Seite 25


Stadtrundgang

Auf einen historischen Stadtrundgang zur Geschichte des Judentums vom 18. Jahrhundert bis heute in Offenbach begibt sich der ehemalige Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel am Sonntag von 11.30 bis 13 Uhr mit seinen Gästen. Treffpunkt ist an der Ecke Große Marktstraße und Hintergasse. Dort standen die beiden ersten Synagogen der Jüdischen Gemeinde. Ruppel geht in seinen Erläuterungen auch auf das Wirken von Dr. Salomon Formstecher und Dr. Max Dienemann ein.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2005, Seite 64


Stadtrundgang zu Offenbacher Synagogen

Zum historischen Stadtrundgang unter dem Motto "Wie schön sind deine Zelte, Jakob ..." lädt die Max Dienemann / Salomon-Formstecher-Gesellschaft für Sonntag von 11.30 bis 13 Uhr ein; Treffpunkt ist an der Großen Marktstraße / Hintergasse. Der ehemalige Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel erläutert dabei die Geschichte der Offenbacher Synagogen. 1708 war die Jüdische Gemeinde vom Isenburger Grafen Johann Philipp mit einem "Privileg" ausgestattet worden. An der Großen Marktstraße, die bis 1822 "Judengasse" hieß, wohnten viele Juden, die dort auch ihre Geschäfte hatten. An der Ecke Große Marktstraße / Hintergasse standen die beiden ersten Synagogen.

In dem 1729/1730 errichteten Bethaus wirkte Salomon Formstecher, einer der Väter der Reformbewegung im Judentum und erster jüdischer Ehrenbürger der Stadt. Im Großen Biergrund, Ecke Ziegelstraße, stand die "Beer'sche Clause"; dort kamen die orthodoxen Juden zusammen. An der Goethestraße wurde im April 1916 jene Synagoge eröffnet, die zu den architektonisch herausragenden Bet- und Versammlungsräumen in Deutschland vor der Machtübernahme Hitlers gehörte.

Dort wirkte der Rabbiner Max Dienemann, einer der führenden Repräsentanten des liberalen Judentums. Im November 1938 wurde der Kuppelbau von den Nazis geschändet; heute ist dort das Veranstaltungshaus "Capitol" zu finden. Gegenüber, an der Kaiserstraße, ließ die 1945 wiedererstandene Jüdische Gemeinde 1956 als erste in Hessen eine neue Synagoge errichten, die 1997 erweitert wurde. es.

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Offenbach-Post, 08.11.2005, Seite 18


Große Marktstraße wurde bis 1822 "Judengasse" genannt
Hans-Georg Ruppel folgten etwa 60 Interessierte zu Stätten jüdischen Lebens

Von Patricia C. Borna

Unter dem Motto "Wie schön sind deine Zelte, Jakob ..." führte der ehemalige Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel am Wochenende etwa 60 Neugierige an die historischen Schauplätze jüdischen Gemeindelebens in der Stadt. Die Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft, die am kommenden Sonntag im Capitol an der Goethestraße ihr zehnjähriges Bestehen feiert, hatte zu dem informativen Stadtrundgang geladen.

Treffpunkt war zunächst die Ecke Große Marktstraße / Hintergasse, wo die ersten beiden Synagogen der Jüdischen Gemeinde im 18. Jahrhundert errichtet wurden. Den ersten Synagogenbau weihten die Offenbacher Juden im Jahr 1708 an der Stelle des späteren Gloriakinos ein, sie brannte 1721 allerdings aus heute noch ungeklärter Ursache ab. 1729 errichteten die Gemeindemitglieder am gleichen Ort eine neue Synagoge, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts kontinuierlich genutzt wurde. Um 1710 lebten etwa 150 jüdische Mitbürger in Offenbach, viele von ihnen entlang der Großen Marktstraße, die übrigens bis zum Jahr 1822 "Judengasse" hieß. Bürgel war schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein großes Zentrum jüdischen Lebens. Später stieg die Zahl der Gemeindemitglieder in Offenbach selbst stetig an – 1784 verzeichneten die Stadtschreiber bereits 698 Offenbacher Juden, das waren damals etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. "Es gab in Offenbach aber zu keiner Zeit eine Ghettobildung", erzählte Stadtführer Hans-Georg Ruppel auf seinem Stadtspaziergang.

Noch lange vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten konfrontierte die Gesellschaft die Anhänger jüdischen Glaubens mit Auflagen: Der Isenburger Graf Johann Philipp stattete die jüdische Gemeinde mit einem "Privileg" aus – es gab damals ein begrenztes Aufenthaltsrecht, die wirtschaftlichen Betätigungsfelder für die Gemeindemitglieder unterlagen strengen Bestimmungen, nur Krämereien, Schenkereien und Metzgereien waren erlaubt. Im 18. Jahrhundert kamen Frankfurter Drucker nach Offenbach, denen die Berufsausübung auf Grund ihres Glaubens auf der anderen Seite des Mains nicht erlaubt war.

Im Großen Biergrund an der Ecke Ziegelstraße befand sich die "Beer'sche Clause" orthodoxer Juden. Über dem Schriftzug der Bar "O.N.E" erinnert noch heute ein blasses Schriftbild an die längst vergangenen Tage. Diese Gemeinde lehnte die seit 1821 vom Kirchenvorstand eingeleiteten liturgischen Reformen ab und kam an diesem Ort zum Gebet zusammen. In der kleinen Synagoge war Platz für fünf auswärtige Rabbiner und ihre Familien.

Das heutige Capitol an der Goethestraße war Zentrum jüdischen Lebens. Um 1900 fasste die Gemeinde den Beschluss zum Bau einer neuen Synagoge an der heutigen Goethestraße, da sie dem starken Andrang der so genannten "Ostjuden" aus Russland nicht mehr gewachsen war. Der Bau im Architekturstil der griechisch-römischen Antike spiegelte die tiefe, staatsmännische Verbundenheit der Juden mit ihrer Heimat Deutschland wieder. Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kehrte sich dies ins Gegenteil: Nur zwölf Juden kehrten von der Deportation nach dem Krieg zurück, der Synagogenbau wurde dann für eine vielfältige Nutzung bereitgestellt. 1956 wagten die Offenbacher Juden einen Neuanfang: In der Kaiserstraße errichtete Architekt Hermann Zvi Guttmann einen modernen, am orthodoxen Ritus ausgerichteten Synagogenbau, der 1997 erweitert wurde.


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