Pressestimmen

13. November 2005
"Kreative Ruhestörer. Eine ernste Geschichte deutsch-jüdischen Humors"
Vortrag von Prof. Dr. Michael Brenner (München)

Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen der Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft in Anwesenheit der Tochter von Rabbiner Dr. Max Dienemann (1875–1939), Gaby Jacobi

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2005, Seite 35

Frankfurter Rundschau, 08.11.2005, Seite 35

Offenbach-Post, 10.11.2005, Seite 21

Frankfurter Rundschau, 15.11.2005, Seite 35

Offenbach-Post, 15.11.2005, Seite 18



Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2005, Seite 35


Die ernste Geschichte deutsch-jüdischen Humors
Zehn Jahre Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft


Zur Jubiläumsveranstaltung aus Anlaß ihres zehnjährigen Bestehens lädt die Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft in Offenbach für Sonntag, 13. November, um 20 Uhr in den Dr. Max Dienemann-Saal der ehemaligen Synagoge, des heutigen "Capitols", Goethestraße 1-5, ein. Michael Brenner, der an der Münchener Universität jüdische Geschichte und Kultur lehrt, hält den Festvortrag zum Thema "Kreative Ruhestörer: Eine ernste Geschichte deutsch-jüdischen Humors".

Die Gesellschaft, im Juni 1995 von 16 Bürgern – Juden und Nichtjuden – gegründet, befaßt sich mit dem Leben der Juden in Deutschland, vor allem in Offenbach, seit Beginn der Neuzeit.

Ihr Name erinnert an zwei Rabbiner, die einst in Offenbach wirkten und internationales Ansehen erlangten: Salomon Formstecher gehörte zu den "Gründungsvätern" der jüdischen Reformbewegung im 19. Jahrhundert; Max Dienemann war ein Vordenker des liberalen Judentums zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute gehören der Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft 50 Mitglieder an.

[...] Mehr als 60 Veranstaltungen und Exkursionen hat die Gesellschaft in den vergangenen zehn Jahren mit dem Ziel organisiert, ein authentisches Bild jüdischen Lebens zu vermitteln. Für die Vorträge, Lesungen, Podiumsdiskussionen und Konzerte konnte sie namhafte Wissenschaftler, Künstler, Literaten und Referenten gewinnen – darunter Marcel Reich-Ranicki, Ignatz Bubis, Michael Degen und Fritz Muliar. Insgesamt nahmen fast 6000 Menschen daran teil.

In einem Grußwort zur jüngsten Mitgliederversammlung erinnerte Gaby Jacobi, in London lebende Tochter von Max Dienemann, daran, 1995 habe die Gesellschaft sie und ihre Schwester Paula Schindler eingeladen, gemeinsam ihres 1939 verstorbenen Vaters zu gedenken. Vor zehn Jahren habe sie ihren Frieden mit Deutschland geschlossen.

Auch künftig will die Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft ein "Forum" für Begegnungen und kontroverse Diskussionen bieten, ein "Podium" für Lesungen und Konzerte bereitstellen, als "Forschungswerkstatt" dazu beitragen, das facettenreiche Leben der deutschen Juden besser zu verstehen, und "Ortserkundungen" zu jüdischem Leben gestern und heute unternehmen. es.

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Frankfurter Rundschau, 08.11.2005, Seite 35


Formstecher-Gesellschaft wird zehn Jahre alt

Die Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft wird zehn Jahre alt. Sie wurde 1995 als Forum für zeitgenössisches Judentum gegründet. Ziel ist, die Begegnung von Juden und Nichtjuden zu ermöglichen. Etwa 6000 Menschen haben seither etwa 60 Vorträge, Konzerte, Lesungen und Exkursionen besucht.

Die Gesellschaft lädt für Sonntag, 13. November, 20 Uhr, zu einer Jubiläumsveranstaltung in den Dr. Max Dienemann-Saal im Capitol ein. Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing gratuliert. Der Münchner Professor Michael Brenner spricht über ein fast vergessenes Erbe – den jüdischen Humor. "Kreative Ruhestörer: Eine ernste Geschichte deutsch-jüdischen Humors", heißt sein Vortrag. Brenner hat unter anderem die Studie "Nach dem Holocaust – Juden in Deutschland 1945 bis 1950" publiziert. AF

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Offenbach-Post, 10.11.2005, Seite 21


Jüdischer Humor zum Jubiläum der Dienemann / Formstecher-Gesellschaft

Die Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft feiert zehnjähriges Bestehen am Sonntag, 13. November, im Capitol in der Goethestraße. Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing spricht ein Grußwort. Den Festvortrag hält der Historiker Prof. Dr. Michael Brenner, der über jüdischen Humor referiert. Der Vortrag hat den Titel "Kreative Ruhestörer: Eine ernste Geschichte deutsch-jüdischen Humors". Anknüpfend an Freuds Wort vom Humor als "erspartem Gefühlsaufwand" hat Salcia Landmann darauf hingewiesen, dass es sich beim Humor der Juden im Extremfall um Galgenhumor "aus ersparter Todesangst" handle. Brenner lehrt in München jüdische Geschichte und Kultur. Die Dienemann / Formstecher-Gesellschaft ermöglicht die Begegnung von Juden und Nichtjuden, fördert das Gespräch und bietet Einblicke in das Alltagsleben von Juden hierzulande. An mehr als 60 Vorträgen, Konzerten, Lesungen und Exkursionen nahmen bislang fast 6000 Besucher teil.

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Frankfurter Rundschau, 15.11.2005, Seite 35


PORTRÄT DER WOCHE
Die Jüdin Gaby Jacobi erinnert sich an ihre Jugend in Offenbach

VON ANNETTE FRIAUF

Gaby Jacobis spontane Erinnerungen an ihre Jugend in Offenbach sind nicht die einer Rabbiner-Tochter. Es sind ausgerechnet die Kirchenglocken der katholischen Kirche St. Paul, deren Klang ihr noch in den Ohren schwingt, weil ihre Familie zeitweise im Mietshaus nebenan gewohnt hat. Es ist der "noch sehr viel sauberere Main", in dem das Mädchen badelustig schwimmen ging, um später im damaligen Café Schulte Eis zu essen. Und es ist die Niederlage in einem kleinen Fechtduell gegen Mitschülerin Helene Mayer, die 1928 als Olympionikin in Amsterdam die erste Goldmedaille für Deutschland geholt hatte.

Beide Jüdinnen verbindet das Schicksal der Emigration. Mayer wurde aus dem Verein ausgeschlossen und ging in die USA. Gaby Jacobi, jüngste Tochter des Rabbiners Max Dienemann, wanderte 1937 nach London aus. Zum zehnjährigen Bestehen der Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft ist sie in diesen Tagen zu Gast in Offenbach. Die heute 86-Jährige, die abwechselnd in London und Südfrankreich lebt, besucht ihre Heimatstadt zum fünften Mal. "Zögernd" zunächst hatte sie 1995 die erste Einladung der Gründer der Gesellschaft angenommen. "Ich wollte das alles vergessen." Gaby Jacobi ist Ehrenmitglied und war auch vor sechs Jahren zugegen, als Offenbach anlässlich des 60. Todestages ihres Vaters den Weg durch den Büsing-Park, den der Rabbiner von seiner Wohnung zur Synagoge gegangen war, nach ihm benannte.

Der Namensgeber gilt als früher Repräsentant eines liberalen Judentums. Zweimal wurde er in den Konzentrationslagern Osthofen und Buchenwald festgehalten. Im Dezember 1938 zwangen die Nazis ihn und seine Familie zur Emigration. Dass die jüngste der drei Töchter Deutschland verlässt, war abgemacht. "Aber er hätte nie gedacht, dass er auswandern muss", erzählt Gaby Jacobi. In London hat sie ihre Eltern für kurze Zeit wiedergesehen. Am 10. April 1939 starb Max Dienemann in Tel Aviv.

Gaby Jacobi heiratete einen deutschen Journalisten, "einen pro-jüdischen Christen", der für Reuters und die BBC tätig war. Sie selbst machte in und um London als College-Lehrerin für Hauswirtschaft, Mode und Hotelfach Karriere. Das Abitur hatte sie an der Frankfurter Humboldtschule absolviert, nachdem sie die Offenbacher Höhere Mädchenschule, "eine furchtbare Schule", hatte verlassen müssen. "Eigentlich wollte ich Sportlehrerin werden." Schwimmen, Tennis und Fechten – das war ihre Welt.

Um die Schriften ihres Vaters, die Auslegungen der Thora, hat sie sich als Mädchen wenig Gedanken gemacht. "Ich wusste, es gibt orthodoxe Juden. Die waren weniger angesehen." Ihre Mutter Mally ist ihr als starke Frau, die Goethe und Mann gelesen hat, im Gedächtnis geblieben.

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Offenbach-Post, 15.11.2005, Seite 18


Galgenhumor ließ die Lacher verstummen
Ein Festvortrag über jüdischen Humor


16 Mitglieder hatte die Max-Dienemann/Salomon-Formstecher-Gesellschaft bei ihrer Gründung. Mittlerweile zählt sie 50 Mitglieder. Und als sie am Sonntagabend ihr zehnjähriges Bestehen beging, hatte sie im Veranstaltungshaus Capitol einen überfüllten Saal.

In der ersten Reihe saß dabei das aus London angereiste Ehrenmitglied Gaby Jacobi. Sie ist eine Tochter Dr. Max Dienemanns, des international bekannten letzten Rabbiners der Offenbacher Vorkriegsgemeinde. Der Saal, in dem man sich am Sonntag traf, trägt zu seinen Ehren den Namen "Max-Dienemann-Saal". Auch Salomon Formstecher, ein Offenbacher Rabbiner des 19. Jahrhunderts, findet in der jüdischen Welt weit über Offenbach und Deutschland hinaus noch heute Beachtung.

Mit der Berufung auf beide Namensgeber und mit anspruchsvollen Veranstaltungen misst die von Juden und Nichtjuden getragene Gesellschaft geistige Dimensionen des jüdischen Lebens aus, vornehmlich des deutschen. Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing bezeichnete die Vereinigung am Sonntag als "Diamant, der weit über Offenbach hinaus strahlt".

Der [...] Vorsitzende der Vereinigung brachte die Historie in Erinnerung, die auf dem Veranstaltungsort in der ehemaligen Synagoge lastet. Im Max-Dienemann-Saal feierte die Gemeinde, ihre weltlichen Feste. Hier hielt Dienemann Ende 1938 seine letzte Predigt. 1942 konzentrierten die Nazis im Hof des Hauses die letzten Offenbacher Juden zur Deportation in die Todeslager.

Inzwischen ist das Jüdische wieder eingekehrt in die Stadtkultur. Doch die neue Gemeinde wusste nur wenig von der Geschichte und Kultur der ausgelöschten Vorgänger-Gemeinde. Erst die Dienemann-Formstecher-Gesellschaft habe die Neugemeinde mit der Vergangenheit verbunden, sagte ihr Vorsitzender Dr. Jakob Kerem-Weinberger.

Auch Gaby Jacobi, die ihren "Frieden mit Deutschland" erst bei Gründung dieser Vereinigung schloss, meldete sich mit Erinnerungen an ihre Offenbacher Jugend zu Wort. Sie erhielt lang anhaltenden, herzlichen Beifall. Die Festrede widmete der Historiker Professor Dr. Michael Brenner dem jüdischen Humor. Unter dem Titel "Kreative Ruhestörer" geriet das zu einem unterhaltsamen und gescheiten kulturgeschichtlichen Streifzug von Heinrich Heine bis Tucholsky, von Max Liebermann bis ins Kabarett, ins Theater und das Filmatelier. Brenner amüsierte mit Kostproben, die das Publikum in Heiterkeit ausbrechen ließen. Die freilich mitunter erstarb, wenn erkennbar wurde, dass es sich bei jüdischem Humor oft um Galgenhumor aus Todesangst gehandelt hat. LRB

STICHWORT
Die Max-Dienemann / Salomon-Formstecher-Gesellschaft in Offenbach befasst sich mit dem Leben der Juden in Deutschland, vor allem in Offenbach, seit Beginn der Neuzeit. Benannt wurde sie nach zwei Rabbinern, die in Offenbach wirkten. Internationales Ansehen erlangten sie mit Antworten auf die Herausforderung der Moderne an die jüdische Gemeinschaft. Formstecher war einer der Begründer der jüdischen Reformbewegung im 19. Jahrhundert. Dienemann gilt als ein Vordenker des liberalen Judentums im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Gaby Jacobi und Heinrich Schwarzwald wurden von Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing empfangen. Die Besucherin ist die jüngste Tochter des Rabbiners Dr. Max Dienemann, die als Ehrenmitglied zu den Feierlichkeiten anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft angereist war. 1937 emigrierte sie nach London, wo sie seither lebt. Heinrich Schwarzwald kehrte 1957 aus Israel zurück in seine Heimatstadt Offenbach. Er ist Gründungs- und Ehrenmitglied der Gesellschaft.

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© Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.