Lesung von Viola Roggenkamp, Hamburg

"Erika Mann – eine jüdische Tochter"

Viola Roggenkamp - klicken Sie das Photo an, um es in einem separaten Fenster zu vergrößern

Ist über Thomas Mann und seine Familie nicht schon alles gesagt, alles geschrieben worden? Die Bestsellerautorin Viola Roggenkamp verneint diese Frage und beginnt ihre vielbeachtete Studie über Erika Mann (1905–1969), älteste Tochter des Literaturnobelpreisträgers, denn auch mit der provokanten Feststellung: "Worüber ich schreiben will, hätte Erika Mann nicht gefallen, und ihrer Mutter Katia Mann auch nicht. Ich will über das Jüdische in der Familie des deutschen Dichters Thomas Mann schreiben." Ebenso wie ihre Mutter hat Erika Mann ihre jüdische Herkunft nicht wahrnehmen, gar über sie reden wollen. So hat Roggenkamp, wie Ruth Klüger in ihrer Kritik ("Literarische Welt", 31. Dezember 2005) schreibt, "mit nicht geringem Mut in ein Wespennest gestochen."

Was als Verleugnung eines individuellen Schicksals erscheinen mag, wertet Roggenkamp als Symptom einer kollektiven Verdrängung, die in der deutschen Gesellschaft über das Jahr 1945 hinaus gewirkt hat. Roggenkamps Studie über Erika Mann, die die Lektorin ihres Vaters war, als Kabarettistin, Journalistin und Widerstandskämpferin bekannt wurde, ist von der Kritik - trotz dem hinter mancher These der Autorin gesetztem Fragezeichen - als eine polemische, im besten Sinne aufklärende Studie über ein bis in die Gegenwart tabuisiertes Thema gewürdigt worden.

Viola Roggenkamp, 1948 in Hamburg geboren und aus einer deutsch-jüdischen Familie stammend, ist Publizistin und veröffentlichte 2004 den Bestsellerroman "Familienleben".

4. Mai 2006, 19.30 Uhr
Jüdische Gemeinde, Offenbach, Kaiserstraße 109

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© Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.