"Wie schön sind Deine Zelte, Jakob ..."
Synagogen in Offenbach

Historischer Stadtrundgang unter Leitung des
ehemaligen Stadtarchivars Hans-Georg Ruppel

6. November 2005,
11.30 Uhr bis 13.00 Uhr
Treffpunkt: Große Marktstraße / Hintergasse
Keine Teilnahmegebühr

Veranstalter:
Max Dienemann / Salomon Formstecher-Gesellschaft Offenbach


Der Rundgang beginnt an der Ecke Große Marktstraße / Hintergasse. Dort standen die beiden ersten Synagogen der Jüdischen Gemeinde, die 1708 vom Isenburger Grafen Johann Philipp mit einem "Privileg" ausgestattet wurde. Entlang der Großen Marktstraße, die bis 1822 "Judengasse" hieß, wohnten viele Juden. Sie hatten dort auch ihre Geschäfte. In der 1729/30 am selben Ort errichteten Synagoge wirkte Dr. Salomon Formstecher (1808–1889), einer der "Väter der Reformbewegung" im Judentum und Offenbachs erster jüdischer Ehrenbürger, zunächst als Prediger und Religionslehrer, danach fünf Jahrzehnte als Rabbiner.

Im Großen Biergrund / Ecke Ziegelstraße befand sich die "Beer'sche Clause", in der orthodoxe Juden, welche die seit 1821 vom Gemeindevorstand eingeleiteten liturgischen Reformen ablehnten, zum Gottesdienst zusammenkamen. Die Offenbacher Gemeinde zählte zu den frühen Reformgemeinden im 19. Jahrhundert.

An der Goethestraße weihte die Gemeinde im April 1916 jene Synagoge ein, die zu den architektonisch herausragenden Bet- und Versammlungshäusern vor der Machtübernahme Hitlers in Deutschland gehört. Diese Synagoge wurde zur Wirkungsstätte von Rabbiner Dr. Max Dienemann, einem der führenden Repräsentanten des liberalen Judentums und traditionsbewußten Erneuerer jüdischer Frömmigkeit. Der monumentale Kuppelbau, im Stil der griechisch-römischen Antike errichtet, wurde im November 1938 von den Nazis geschändet, danach als Kino und Kundgebungsstätte mißbraucht. Anfang der 50er Jahre baute die Stadt ihn zum Theater um. Heute ist dort das Veranstaltungshaus "Capitol".

Gegenüber in der Kaiserstraße wagte die nach ihrer Zerschlagung durch die Nazis 1945 wiedererstandene Jüdische Gemeinde 1956 als erste in Hessen den Neubau einer Synagoge. Der Architekt Hermann Zvi Guttmann schuf einen modernen, gleichwohl am orthodoxen Ritus ausgerichteten Synagogenbau. Nach dem Zuzug von Juden aus dem früheren Ostblock ließ die Gemeinde 1997 das unter Denkmalschutz gestellte Bethaus erweitern, nicht, wie es geplant war, abreißen.

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© Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.