Ostwand der ehemaligen Synagoge Große Judengasse freigelegt Feierstunde am 11. Oktober 2012 Zugleich wurde die freigelegte und restaurierte Ostwand der 1729 bis 1730 errichteten zweiten Offenbacher Synagoge vorgestellt. Zwei Informationstafeln zur Geschichte der Juden in Offenbach, von der Stadt in Zusammenarbeit mit der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft erstellt, ergänzen das Ensemble. An der gemeinsam von der Stadt Offenbach und der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft veranstalteten Feierstunde nahmen am 11. Oktober 2012 mehr als 120 Bürger teil, darunter viele Vertreter aus Politik und Kulturleben Offenbachs. Stefan Bartmann - einer der Soloklarinettisten des Symphonieorchesters Neue Philharmonie Frankfurt - begleitete die Feierstunde mit synagogaler Musik, komponiert von Louis Lewandowski, Salomon Sulzer und Nurit Hirsch.
Oberbürgermeister Horst Schneider verwies während der Feierstunde darauf, dass an diesem Ort nun "ein Stück absolut wichtiger Erinnerung" sichtbar sei. Schneider bekannte, dass ihm als gebürtigem Offenbacher die Bedeutung dieses Ortes für die jüdische Geschichte "so nicht bewusst" gewesen sei. Weinberger sagte: "Aus einer gesichtslosen Durchgangsstraße am Rand der Fußgängerzone ist durch die Freilegung der Synagogenwand, die Anbringung der Informationstafeln und die Errichtung der Stele ein Erinnerungsraum geworden, in dem sich die Zeitschichten überlagern und die historischen Brüche erfahrbar werden." In einer Zeit, in der die gesellschaftlichen Konflikte zunehmend wieder religiös aufgeladen würden, könne ein solcher Erinnerungsraum zur Besinnung und zum menschlichen Miteinander anregen. Wolfgang Luy, der an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach lehrt, sagte, durch das neue Ensemble sei ein "Nicht-Ort" in eine urbane Stätte der Begegnung verwandelt worden.
Im Auftrag und in enger Abstimmung mit der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft hat der Künstler Eugen El, Absolvent der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG), eine Bronzestele entworfen, die die Verbindung von den Anfängen der Israelitischen Gemeinde im frühen 18. Jahrhundert über das 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart herstellt. Mit diesem Kunstwerk soll an die Gründung der Israelitischen Gemeinde Offenbach vor mehr als 300 Jahren erinnert werden. Die Dr. Marschner Stiftung, Frankfurt, hat die Realisierung des Kunstprojekts durch eine großzügige Spende ermöglicht. Die "Stele der Erinnerung" markiert den Standort der ersten und zweiten Synagoge in der vormaligen Großen Judengasse, seit 1822 Große Marktstraße. Zwei Jahrhunderte lang war diese Synagoge das religiöse und soziale Zentrum der Israelitischen Gemeinde Offenbach.
Die Synagoge in der ehemaligen Großen Judengasse war die Wirkungsstätte von Rabbiner Salomon Formstecher (1808 bis 1889), einem der "Gründungsväter" der jüdischen Reformbewegung im 19. Jahrhundert. Formstecher hat die erste philosophische Schrift dieser Bewegung verfasst. "Die Religion des Geistes", so der Kurztitel, ist bis in die Gegenwart hinein wissenschaftlich als ein wichtiges Zeugnis der Aufklärung und Modernisierung im Judentum gewürdigt worden. Pressestimmen: Frankfurter Allgemeine - Frankfurter Rundschau - Offenbach-Post - Homepage der Stadt Offenbach [ Zurück zu "Juden in Offenbach" ] © Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V. |