"Werde nicht irr an der Welt"
Zum Gedenken an Martha Wertheimer (1890–1942)

Vortrag von Hanna Eckhardt, Frankfurt

11. Oktober 2004, 19.30 Uhr
VHS Offenbach, Berliner Straße 77, Offenbach

Unkostenbeitrag 4 Euro

Verkehrsverbindung:
S1, S2, S8, S9 bis S-Bahn-Station "Ledermuseum"
Parkhäuser: Rathaus, Haus der Wirtschaft
Parkplatz: Mainufervorgelände

Veranstalter:
Max Dienemann Salomon/Formstecher-Gesellschaft Offenbach in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) Offenbach


Werde nicht irr an der Welt,
Wenn sie in Not und Verarmen
Liebe verlernt und Erbarmen
Und mit sich selber zerfällt


Das schrieb die Journalistin, Schriftstellerin und Pädagogin Martha Wertheimer (1890–1942) im Jahr 1932 dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Offenbach, Rechtsanwalt Siegfried Guggenheim, in sein Gästebuch. Nicht lange danach wurde die Welt irr, verlernte Liebe und Erbarmen und zerbrach unter Mitnahme von Millionen Menschenleben. Die Verfasserin des Eintrags in das Guggenheimsche Gästebuch war 15 Jahre lang in Offenbach eine Institution gewesen: Redakteurin der Offenbacher Zeitung seit 1919, befreundet mit vielen Personen des öffentlichen Lebens in der Stadt, Gestalterin und Mitarbeiterin in pädagogischen Einrichtungen und kulturellen Zirkeln. Das Leben und Wirken von Martha Wertheimer, das dem Vergessen entrissen werden soll, ist Thema des Vortragsabends. Dabei richtet sich der Blick der Referentin besonders auf Wertheimers Offenbacher Jahre.

Martha Wertheimer wurde am 22. Oktober 1880 in Frankfurt geboren, besuchte die Höhere Mädchenschule der Israelitischen Religionsgesellschaft (Samson Raphael Hirsch-Schule), dann die Elisabethenschule und das Lehrerinnenseminar. 1917 wurde sie als eine der ersten Frauen an der Frankfurter Universität promoviert. Ihre Schwester Lydia arbeitete als Sekretärin von Richard Merton, späterer Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Metallgesellschaft. Martha Wertheimer hatte Kontakt zu dem Philosophen Franz Rosenzweig und zu dem Kreis um den Offenbacher Rabbiner Max Dienemann. Während der Nazizeit engagierte sie sich in der religiösen Unterweisung der jüdischen Gemeinschaft, der Wohlfahrtspflege und nach dem Novemberpogrom 1938 für die Kindertransporte nach England. Der Versuch, zusammen mir ihrer Schwester zu emigrieren, schlug fehl. Am 11. Juni 1942 wurden die Schwestern mit zirka 1000 Frankfurter Juden in die Vernichtungslager deportiert - keiner überlebte. Es könnte sein, daß Martha Wertheimer der Ermordung in der Gaskammer zuvorkam und sich das Leben nahm.

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© Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.